The Living City – Lebende Städte für Menschen

So, 05. Jan. 2014


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The Living City – Lebende Städte für Menschen

The Living City – Lebende Städte für Menschen

Gegenwärtig lebt 50 Prozent der Weltbevölkerung in Städten und man schätzt, dass es im Jahre 2050 bis zu 80 Prozent sein werden. Für wen sind unsere Metropolen und Stadtmoloche da? Der spannende Dokumentarfilm über den dänischen Architekten und visionären Stadtforscher Jan Gehl (geb. 1936) plädiert rational, aber ebenso leidenschaftlich wie visionär und prophetisch, wie eine zukünftige Stadt für den Menschen, Fußgänger*innen und Müßiggänger*innen auszusehen hat. Inspiriert durch die Schriften von Lewis Mumford, Jane Jacobs, Christopher Alexander, Bernard Rudofsky, Yona Friedman und Ivan Illic hat Jan Gehl eine Reihe von Kurzvideos als Plattform für Menschen gemacht, die ihre Gedanken über progressive Stadtplanung teilen.

Nach der Vorführung wird mit Fachleuten aus der Region über „Rethinking Scale“ diskutiert, vom Diskussionsleiter Helmut Weihsmann geführt.

Film

The Human Scale

Regie: Andreas M. Dalsgaard. Dänemark 2012. 83 min

Üblicherweise steht bei der heutigen Stadtplanung technische, wirtschaftliche Aspekte und so genannte “Sachzwänge” im Vordergrund und nicht ökologische, humane, soziale und kreative Innovationen. Städte werden weder durch technologische oder intellektuelle Erfindungen lebenswerter, sondern wie sich gesellschaftlichen Ideen, Technologien und globale Strategien sich entwickeln und eingesetzt werden. Seit über vier Jahrzehnte hat das Kopenhagener Büro von Jan Gehl dazu beigetragen, städtischen Umgebungen auf der ganzen Welt auf der Grundlage seiner humanökologischen Forschung zu verwandeln in die Möglichkeiten, die Menschen tatsächlich nutzen oder nutzen könnten, die Räume, in denen sie leben und arbeiten.

In dieser Filmdokumentation widmet und präsentiert sich sein Büro ihre aktuellen Studien und Projekten auf der ganzen Welt. Einleitend erklärt Gehl deutlich die Überlegungen, Methoden und Instrumente, die er verwendet, um radikal neue Stadtansichten in die Landschaften, wie sie für zukünftige Stadtbewohner sein sollten, also humane und umweltverträgliche Städte für alle. Unter Berücksichtigung des weltweiten demographischen Wandels sowie an veränderten Bedingungen des “urbanen Lebens”, betont Gehl vier menschlichen Fragen, die er als wesentliche Voraussetzung für erfolgreiche Stadtplanung der Zukunft sieht. Er erklärt, wie die Städte, lebendiger, sicherer, nachhaltiger und gesünder sich entwickeln sollen.

Mit seiner Fokussierung auf diese kommunalen Grundfragen führt Gehl vor, wie man in Zukunft überlegen sollte, selbst die größten “Megastädte” auf einem sehr kleinen Maßstab zu denken. Für Gehl, muss die zeitgenössische Stadtlandschaft durch jene fünf Sinne des Menschen betrachtet und erlebt werden, nämlich mit der Geschwindigkeit des Spaziergängers (also max. 5 km/pro Stunde anstatt 50 Kilometer/pro Stunde wie der motorisierte Individualverkehr) als mit der Geschwindigkeit der Fahrt in einem Auto oder Bus oder Zug. Dieses einfache Grundregel oder Erkenntnis – so argumentiert er einfach und logisch –, ist allzu oft in den Projekten der Moderne vernachlässigt worden. Obwohl er auf die wild wachsenden “Megastädte” in Ostasien konzentriert, legt sein Bürokollege, der Stadtplaner Kristian Skovakke Villadsen dar, warum Straßen und Plätze ein integraler Bestandteil bei der Herstellung lebenswerter Städte sind. In weiterer Folge spricht Villadsen darüber, wie die Straße als sozialer Ort zu definieren und zu gestalten sei, und ferner, daß der öffentliche Raum für alle da sein muß, und wie es schädlich es ist für die Stadtplanung, die Stadt strikt dem Automobilverkehr zu opfern. Villadsen nimmt Los Angeles als abschreckendes Beispiel heran, jedoch sind die Ideen und Themen einer nach ausschießlich human-ökologischen und geo-biologischen Gesichtspunkten konzipierten “Neuen Stadt” weltweit anwendbar. Es gibt nach Jan Gehls Büromitarbeiter drei Arten von öffentlichen Räumen: Der formale Plaza, der Park und die Straße. Villadsen sagt weiters, dass es wird ein zunehmendes Bedürfnis und selbstverständlich eine Nachfrage für radikale Änderungen in naher Zukunft geben, wenn die Erdölreserven versickern und der Klimawandel schneller und heftiger wird. Wir müssen schon heute dafür sorgen, das Alternativen für eine urbane Form des Zusammenlebens und Überlebens entstehen, indem man Modelle und kleine Vorzeigeprojekte plant und erprobt, die hoffentlich die Stadt- und Raumplanung der nächsten Generation inspirieren neue und unterschiedliche Qualitäten des Stadtlebens ermöglichen. Denn die Zeit läuft uns davon.

(Helmut Weihsmann)

In Kooperation mit der Architekturwerkstatt und dem Freien Radio Freistadt.